"If whatever you're doing isn't working, don't try harder."
The way of integrity by Martha Beck, page 23
Es wird Zeit für etwas Neues. Das denke ich immer wieder und dann vergesse ich aber, was ich eigentlich Neues machen wollte, mein Verstand lenkt mich ab, das ewige Geschwätz in meinem Kopf lenkt mich ab, sodass ich am Ende doch wieder das mache und das denke, was ich vorher auch schon gemacht und gedacht habe. Die gleichen Gedanken denke, die mich zu den gleichen Handlungen führen, die wiederum dazu führen, dass ich mich heute so fühle wie gestern und morgen so wie heute. Dass ich nicht vom Fleck komme und in der Vergangenheit lebe, obwohl ich längst bereit bin für große Veränderungen. Ich veranschauliche das mal anhand eines Beispiels: Seit ich im vergangenen Jahr mein Lehrerinnendasein aufgegeben habe, steht die große Frage im Raum, was jetzt eigentlich kommt, wie ich in Zukunft mein Geld verdienen möchte. Ich habe eine Vision für meine Zukunft, ich fühle die Zukunft. Aber mir fällt es bisweilen schwer, dieses Fühlen in Worte zu fassen, die den Verstand (anderer) befriedigen. Wenn mir also jemand gegenüber steht und mich fragt, was ich vorhabe, wird mein Kopf auf einmal ganz leer. Ich bin plötzliche davon überzeugt, überhaupt keine Ahnung zu haben und sowieso nicht gut genug zu sein. Das macht mich traurig, bisweilen verzweifelt, denn ich glaube diesen Gedanken, die in diesem Moment so präsent und zermürbend sind.
Lange Zeit hat mich das richtig geärgert. Aber dann habe ich mal ein Video gesehen, in dem Dr. Joe Dispenza erklärt, warum es uns so schwer fällt, uns wirklich zu verändern. Es liegt an den Verbindungen in unserem Gehirn: "Neurons that fire together, wire together." Es ist wie mit Autobahnen: Wenn wir Verbindungen immer wieder nutzen, dann wird aus dem Trampelpfad ein Waldweg, eine kleine Straße, eine große Straße, eine Autobahn. Irgendwann sind diese Verbindungen so eingefahren, dass sie unbewusst ablaufen. Dr. Joe beschreibt ein Experiment, in dem Menschen ihre Wünsche und Bedürfnisse aufgeschrieben haben, notiert haben, was sie in ihrem Leben vielleicht ändern möchten. Anschließend sind sie in eine Situation gekommen, in denen sie genau dass hätten umsetzen können. Stattdessen haben sie genau so gehandelt, wie sie eigentlich nicht handeln wollten. Es stelle sich heraus, dass sie schlicht und ergreifend vergessen hatten, was sie eigentlich wollten und dass, obwohl es es vorher aufgeschrieben hatten.
Sich wirklich zu verändern ist ein arbeitsintensiver Prozess, der Geduld erfordert, Resilienz, Durchhaltevermögen und eine hohe Frustrationstoleranz. An manchen Tage habe ich das Gefühlt, in einem tiefen Loch zu sitzen und nicht zu wissen, wie ich dort hin gekommen bin, warum ich dort sitze und wie ich wieder raus komme. Geduld? Frustrationstoleranz? Geht an diesen Tagen gegen Null. An anderen Tagen denke ich - wieso kommt schon wieder diese Situation? Ich dachte, diese Lektion hätte ich verstanden und integriert. In wieder anderen Momenten spüre ich, dass die Arbeit an mir bemerkbar ist, mich Situationen nicht mehr in dem Maße triggern wie früher. Und ich glaube, dass dass all das das Leben ausmacht - alles andere wäre öde und wir wären ziemlich schnell fertig mit dem, was wir uns vorgenommen haben. Wo bliebe der Spaß? Was würden wir stattdessen mit unserer herrlichen Lebenszeit anstellen?
Und das ist genau der Punkt, an dem mein aktueller Veränderungswunsch anknüpfen darf: Ich lade die Leichtigkeit ein, die Freude und das Spiel. Den Unsinn, die Kreativität und Experimentierfreude. Und das nicht nur zu besonderen Momenten (das wären zum Beispiel Zeit mit Freundinnen, Kakaozeremonien, Yogastunden, Picknicks im Park etc.) sondern jeden Augenblick des Lebens.
Her mit dem schönen Leben.
Schön, dass es dich gibt.
In Liebe
Anna
Edit
Diesen Post habe ich Anfang Mai geschrieben, aber niemals veröffentlicht. Nun habe ich ihn wieder entdeckt und erinnere mich an die Zeit, als ich ihn schrieb. Ich wollte ihn mit einem Video versehen, mit schönen Bildern. So wie er war, war er mir nicht gut genug - irgendetwas mehr sollte sein. Doch heute entscheide ich anders - die Worte dürfen veröffentlicht und gelesen werden. Ich sage ja zu weniger Perfektionismus, sage ja zum Gesehenwerden und zu mehr Leichtigkeit. Denn das Neue, das ich mir vor fast einem halben Jahr gewünscht habe, ist nun Teil meines Lebens.
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